Wenn die Kirschbäume wieder blühen

Als wir Anfang Mai in den Garten kamen, erwartete uns eine prächtige Überraschung: Der große Kirschbaum auf unserer Parzelle war endlich in voller Blüte!

Unser Kirschbaum ist recht alt – beinahe so alt wie wir. Vielleicht blüht er gerade deshalb immer etwas spät: Der Kirschbaum auf der Nachbarparzelle, zum Beispiel, ist jedes Jahr punktgenau zwei Wochen früher schneeweiß als unserer; und er hat jetzt -wir haben beinahe Juni- bereits die ersten paar roten Kirschen, während unsere noch etwas schüchtern daher kommen.

Wer einen Garten hat und mit ihm, in ihm, arbeitet, der bekommt ein anderes Gefühl für Zeit, Wetter und Jahreszeiten. Ob bei der Planung im Frühjahr; beim Säen und späterem Pikieren der Frühbeete im Gewächshaus oder auf der Fensterbank; beim Umpflanzen ins Freibeet nach den Eisheiligen; beim Bewässern; bei der Ernte wenn es endlich so weit ist; bei der Vorbereitung der Winterruhe – jeder Arbeitsschritt bezieht sich gleichzeitig auf die Vergangenheit, auf die Gegenwart und auf die Zukunft.

Wenn ich meine Jungpflanzen in den Garten bringe, freue ich mich über die bereits getane Arbeit, und dass sie auf meiner Fensterbank so gut gediehen sind; gleichzeitig bin ich darauf gespannt, ob sie im Garten noch weiterwachsen und irgendwann Früchte tragen werden. Mein Blick richtet sich also gleichzeitig zurück, sowie nach vorne. Meine Wahrnehmung der Zeit richtet sich viel mehr nach Saison, nach Wetter – das Gärtnern, im wahrsten Sinne des Wortes, erdet mich.

Im Falle des Kirschbaumes steht uns die meiste Arbeit erst bevor : das Ernten erfordert Geduld und etwas Kletterkunst, denn die schönsten Kirchen sind bekanntermaßen immer außer Reichweite. Doch auch darauf freuen wir uns schon.

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